l   Gesänge des Dunkels und des Lichts    l

... Doch nicht nur geistlich Chormusik über einen Zeitraum von 500 Jahren ist das Markenzeichen des von Verena Schwarz geleiteten Vocal-Ensembles Hochwang ... sondern vor allem vollkommendster Ausdruck, tiefste Empfindung und eine interpretatorische Qualität, die den Zuhörer fesselt, bannt und fasziniert.

... Die eröffnenden Klagelieder des Jeremias aus der Feder des spanischen Renaissance-Komponisten Tomás Luis de Victoria gelingen ihnen mit der Leichtigkeit eines Heimspiels. Wie Honig fließen die feinsinnig ausgesponnenen polyfonen Linien ineinander, wie ferner Glockenklang schwingen die Melismen der hebräischen Buchstaben Aleph, Beth und Vau in zauberhafter Duftigkeit. Solch brillierendes Ensemblekönnen, solche Intonationssicherheit und solch kraftvoll klarer Sprachduktus, verleiht diesem Vokalensemble die Kompetenz, seine Kreativität in verschiedensten Klangstilen zu wahren Höchstleistungen hoch zu schrauben. ...

Die schönsten Momente erdenschwer musikalischer Dunkelheit fließen aus Kompositionen des 19. Jahrhunderts. Fast ein Wohlklang schmerzlicher Leidensempfindung schwelgt in den „heiligen Gluten“ von Peter Cornelius’ „Requiem“. Von nahezu rührseligem Betroffenheitsgestus sein immerwiederkehrendes „Seele, vergiß sie nicht ...“, inbrünstig, drängend, entflammend, auf streng musikalisch-textliche Übereinstimmung ausgerichtet, und vom 17-köpfigen Chor in emotionaler Pianissimo-Schlichtheit mit Gänsehautfeeling überzogen. Dann eine Spur sparsamer Helligkeit, beim „Sprachrohr der Poesie“, dem in einer „Landesirrenanstalt“ sein Leben beendenden österreichischen Komponisten Hugo Wolf. Seine zwei geistlichen Lieder „Einklang“ und „Resignation“, mit Texten von Eichendorff, sind eine Verbindung von emotionaler Trauer- und Trostklage, eigener leidvoller Lebensumstände („Die Welt hat mich vergessen“) und hochromantisch beseeltem, sanglich auf „ew’gem Morgenrot“ schwebenden Waldesrauschen. Ebenfalls mit Gänsehauteffekt...

Zweimal hatte der Ulmer Organist, Komponist und Kirchenmusiker Andreas Weil Gelegenheit, die klanglichen Facetten improvisierten Orgelspiels zu demonstrieren. Sein Bogen spannte sich von zeitgemäß neutönerischer Harmonik bis zu fugiertem Klangfarbenrausch im historischen Stil, unter Verwendung aller ziehbaren Register.

Augsburger Allgemeine vom 14.03.2016

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