l   Trauermusik erfahrbar gemacht    l

... Der Tod lädt ein zum Tanze. Mit 14 gesungenen Kurzmotetten ... Dazwischengeschoben: stimmungsmalende Flötenweisen als Variationen des Liedes „Es ist ein Schnitter, heißt der Tod“, eindringlich, fordernd, tänzelnd. Multi-emotional. Immer wieder faszinierend, wie Verena Schwarz und ihr Vocal-Ensemble Unmittelbarkeit und Echtheit zum Klingen bringen. Wie sie sogar den nackten Gesanglinien in einem Totentanz, mit vokaler Bravour Beweglichkeit und Spannung verleihen, um nicht zu sagen Wirklichkeit und Lebensimpuls....

Mit solch einem brillanten Ensemble lässt sich natürlich trefflich Heinrich Schütz musizieren... entschloss sich das Hochwanger Vocal-Ensemble, ... die „Musikalischen Exequien“ (Beerdigungsmesse), als chorisch opulente Vokalaufführung in Szene zu setzten, mit lediglich einem Orgelpositiv als Continuo. ... Der ausgedehnte Motettensatz, den der Komponist als Vorstufe für ein „Deutsches Requiem“ sah, gewinnt vor allem durch den Wechsel von Chor- und Solostimmen an packender Bewegtheit. Eine immense interpretatorische Herausforderung, von solistischer Einsatzfreudigkeit bis zu intimem Quartett- und chorisch pompösem Tutti-Rausch. Eine mal beklemmende, mal aufbrausende, aber immer vollkommene Ausgewogenheit zwischen rhetorischer Prägnanz und betörend meditativer Klangschönheit.

Der zweite Teil, eine Motette für zwei vierstimmige Chöre „Herr, wenn ich nur dich habe“, ist ein Stück erhaben feierlicher Klangprächtigkeit, und der dritte, ein geteilter, fünfstimmiger Chor, auf der Empore postiert, lässt das „Selig sind die Toten“ auf subtiler Klangwolke, wie die erlöste Seele, seraphisch in Himmelshöhen entschweben. Geradezu übersinnlich emotionale Gesangslinien, die Tod und Trauer erfahrbar machen.

Ein lebendiger Hauch von Bach, ..., wehte ebenfalls durch diesen Komplex aus Tod, Trauer und Sterbemythos. Zu danken dem Ulmer Organisten und Chorleiter Friedrich Fröschle, der, neben dem Continuo am Orgelpositiv, auf der großen Orgel die Finalfuge „Contrapunctus XIX“ aus „Die Kunst der Fuge“ zu Gehör brachte. ... Fröschle ist ein Orgel-Interpret, befähigt, sein individuelles musikalisches Erleben und Erkennen unmittelbar an den Hörer weitergeben zu können. Unüberhörbar seine Fähigkeit, Bachs kontrapunktischen Herzschlag in interpretatorisches Erleben umzusetzen, das sich wiederum auf profundes Wissen um die Sache gründet. ...

Stehender Applaus. Nicht enden wollend.

Augsburger Allgemeine vom 21.11.2017

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